Wenn ich den Trommelwirbel zu sehr aufdreh, dann kann ich die erzeugte Erwartung nicht erfüllen. Wenn ich sofort damit zur Tür reinknalle, kommt’s fast rüber als ob ich weglaufe. Wie auch immer: Ich steige aus dem MonatsMob aus. Der Grund: Ein Traumtänzer auf einem Seil. Mehr dazu in den kommenden Zeilen. Meine letzten Zeilen (so ein bisschen unnötige Dramatik muss dann doch sein ;).

2016

war ein reichlich unspektakuläres Jahr beim MonatsMob. Vor allem im Vergleich zum turbulenten 2015. Dabei war das gar nicht unserer Faulheit oder mangelnden Ideen geschuldet. Der große Plan war: Einen Kurs zu entwerfen, der die Prinzipien des MonatsMobs klar auf den Punkt bringt, an einem zentralen Ort bündelt und Euch so direkt wie möglich anspricht, um Eure Gewohnheitsänderungen anzuschieben. Gezogen hat sich die Sache dann deswegen, weil ich nicht in die Gänge kam.

Während ich krampfhaft versucht habe, an einem Kurs zu schreiben, sind mir viele Dinge klar geworden. Bevor ich da näher ins Detail gehe, erstmal eine gute Nachricht Vorne weg: Stefan hat es geschafft einen sehr feinen Kurs auf die Beine zu stellen, der sich bald in der Kälte deutscher Breitengrade blicken lassen wird.

Der reinste Seiltanz

Seiltanz. Wie toll dieses Wort doch immer klingt. Akrobatisch. Spielerisch. Spaßig. Elegant. Neben der Leichtigkeit findet man darin auch noch eine Portion Nervenkitzel. Mein persönliches 2016 mit dem MonatsMob war auch der reinste Seiltanz. Allerdings der, der anderen Art. Die anstrengende Art. Wenn der Tanz im Außen zum Kampf im Inneren wird. Das hat mir dann letzten Endes so viel Energie gekostet, dass ein Ausstieg sicher die bessere Alternative ist.

Ich glaube auch weiterhin an das Grundprinzip, das wir zusammen aufgestellt haben. Außerdem möchte ich betonen, dass es auch mit Stefan keinerlei Zwistigkeiten gab. In mir hat einfach Einiges gewirkt:

Persönlichkeitsentwicklungsoverkill

Persönlichkeitsentwicklung ist etwas ganz Wundervolles und ich bin dankbar in einer Zeit zu leben, in der man erkannt hat, dass man mehr aus sich machen kann, als das was man ist. Leider habe ich mit meinen Gedankenspielen in den letzten Jahren absolut übertrieben. Ich bin irgendwann in eine Gedankenspirale geraten, in der es sich nur noch darum drehte, was ich verbessern kann, was ich bestärken „muss“, um mich von Anderen abzuheben. Ich denke, den heftigsten Einfluss habe ich von der unaufhaltbaren Flut von Bloggern und Lifestyle-Experten aufgedrückt bekommen, die einem mit jedem Satz klarmachen wollen: Du kannst ALLES sein, was Du willst.

Und genau an dem Punkt bekommt man eine bedrohliche Schieflage auf seinem Seil. Man ist vielleicht sogar versucht, Dinge zu erreichen, die einem nun wirklich nicht liegen. Zugegeben kann jeder viel aus sich machen und weit mehr erreichen, als die meisten Menschen glauben, aber dieses Absolut-Alles-Geht-Prinzip halte ich mittlerweile für ein Hirngespinst, das sich halt mal gut verkauft. Vor allem, wenn man dabei völlig vergisst, zu lieben und zu akzeptieren was man bisher war. Wenn man so Vieles an sich selbst für ein potentielles Unvermögen hält.

Denn am Ende machen einen doch nur zwei Dinge glücklich: Wertzuschätzen, was man hat oder sich zu besorgen, was man sich wünscht. Ich denke in der Realität hält sich beides eher die Waage. Es nur durch das eine Extrem schaffen zu wollen, erinnert mich eher an einen Akrobaten, der mit stark nach links oder rechts geneigtem Oberkörper versucht auf einem Seil zu gehen.

Als Konsequenz habe ich für mich entschieden, wieder zu mir zurückzukommen und einfach auf mich selbst zu hören. Meine Intuition. Keine Ratschläge, keine Videos, keine Blogartikel. Kein Konsum. Davon hatte ich die letzten Jahre schon eine Überdosis. Dementsprechend wäre dann auch die Mitarbeit an einem Persönlichkeitsentwicklungsprojekt wie dem MonatsMob reichlich inkonsequent.

Ego, mach Platz!

Leider kam auch meine Selbstwahrnehmung aus dem Gleichgewicht. So gut meine Grundidee vom MonatsMob auch war, so mies war meine Motivation dahinter: Ich wollte zu den Bloggern gehören, um der Welt zu zeigen, dass ich anders bin. Ich wollte ein Podcaster sein, um etwas darzustellen. Um mich darzustellen. Mein Ego hat ganz klar die Oberhand gewonnen. Es war mir einfach zu wenig eine Herzensangelegenheit, Wissen zu verbreiten. Wenn man mit dem Herzen hinter einer Sache steht, ist es einem auch egal, wenn grad mal keiner hinschaut. Man macht es einfach. Einfach, weil man es machen will. Ist da aber zu viel Ego im Spiel bleibt die Langzeitmotivation wesentlich leichter auf der Strecke, weil es nicht mehr um die Sache selbst geht. Die Sache ist nur ein Werkzeug, um sein Ego zu füttern.

Jetzt, wo mein Ego sich etwas eingependelt hat, fühle ich mich nicht mehr in der Position, anderen etwas beizubringen. Obwohl es sicher Vieles gibt, was ich überdurchschnittlich kann . . . da sind auch so viele Lücken, die mich kaum zu einem Vorbild machen.
Weder ein Lehrer, der sich auf solides theoretisches Wissen stützen kann.
Noch jemand, der durch sein stetiges Handeln inspiriert.

Parallelwelt Internet

Zu den beiden oberen Punkten hätte ich vielleicht nie gefunden, wenn sich nicht eins die letzten Monate immer stärker herauskristallisiert hätte: Das Internet und mein Bildschirm sind für mich keine Orte, an denen ich glücklich werde. Das wirklich zu kapieren, hat mich die Hälfte meines Lebens gekostet. Mehr oder weniger seitdem das Internet in Deutschland für den normalen Enduser zur Verfügung steht, bin ich mit dabei. Seitdem ich das erste Mal dem Einwählgeräusch meines ersten 14.4KB Modem gelauscht habe, verbringe ich meine Zeit mit dem Erstellen und Konsumieren von Inhalten im Netz.

Sehr lange Zeit dachte ich, das Netz würde mein Leben bereichern. Leider hat es Leben eher verhindert. Denn Lebendigkeit verbinde ich persönlich mit etwas, das ich mit allen Sinnen erfahren kann. Im Internet wird viel kommuniziert und trotzdem fühlt es sich für mich eher wie ein gefühlsleerer Raum an. Als Informationsaustausch perfekt, aber eben keine Kommunikation. Ich bin ein Mensch, dessen Sinne nur richtig funktionieren, wenn sie alle gleichzeitig bedient werden. Da kann auch Virtual Reality nicht mithalten. Zum Vergleich: Ich telefoniere noch nicht Mal gerne, weil mir irgendwas fehlt . . .

Ich brauche echte Menschen mit echten Gesprächen, Stimmen, Gesten, Mimiken und Gerüchen um mich, sonst ist alles Nichts. Und ich weiß wovon ich spreche, ich habe es ausprobiert: Ich habe mir durch ein wenig Schummelei über 7.000 Follower bei Flickr besorgt. So wurden in den letzten 1,5 Jahren meine Bilder ca. 3,5 Millionen Mal angeschaut, tausende Male favorisiert und hunderte Male kommentiert. In Facebook habe ich es sogar für ein einziges Foto auf über 1000 Likes und in die Top Auswahl 2016 einer renommierten Street Photography Gruppe geschafft (diesmal ohne Schummeln, sondern einfach durch ein gutes Foto).

Doch was bleibt von alledem am Ende übrig? Für mich persönlich: Nach einem ganz kurzen Aufflammen von Freude, gar nichts. Denn jede Minute draußen mit dem Foto in meiner Hand macht mehr Spaß als die Minuten, in denen ich auf einen Bildschirm glotze, egal wie viele Likes darauf zu sehen sind. Ein Online Erfolg fühlt sich nicht wie ein Erfolg an, wenn Du kein Feedback direkt in Dein Gesicht bekommst. Es ist alles so unwirklich. Neblig. Abstrakt.

Und so ähnlich lief’s halt auch beim MonatsMob. Kommunikation über Mail, Forum oder Facebook mit der Außenwelt. Erstellen von Videos, Podcasts und Texten, die laut in die Welt hinausschreien. Das fühlte sich für mich immer mehr nach einer Einbahnstraße an. Das mag ich nur ungern fortführen. Und da will ich wieder die Kurve zu meiner Seiltanz-Metapher schlagen: Das Internet ist eine zu große Bereicherung, um es generell madig zu machen, also bitte nicht missverstehen 🙂 Das Gleichgewicht liegt eher darin, das Internet mehr wie ein Buch voller Informationen zu begreifen, denn einen Ort, an dem man eine Existenz oder gar ein Leben hat.

Und da ist diese Seite gar nicht so mies aufgestellt. Du kriegst hier Einiges an Infos, wie Du Dein Leben verändern kannst. Und das sogar mit einem moderaten Einsatz von Zeit. Nur als Kopf hinter dem Mob schaut das anders aus. Man verbringt unglaublich viel Zeit vor dem Bildschirm. Das sind Momente, die ich zukünftig lieber anders nutzen werde!

Unterm Strich eine Win-Win-Situation für alle

Am Ende sollte aber nicht der Eindruck entstehen, mein Ausscheiden wäre eine traurige, hinderliche oder sonstwie schlechtgeartete Veränderung. Wie bereits groß und breit geschildert, wird es mir damit besser gehen. Und auch Dir bietet es eine Menge Chancen. Denn da der MonatsMob ab sofort nur noch vom Stefan gelenkt wird, sieht er einem klaren Kurs entgegen. Da wir beide in Detailfragen doch oft unterschiedlicher Meinung gewesen sind, hat es sicher oft an der klaren Linie gefehlt.

Zum Anderen kann es nun genau Deine Zeit sein, Dich in den MonatsMob einzubringen. Wie das geht, wird Stefan Euch bald erzählen!

Ich danke Euch allen RIESIG für die Zeit beim MonatsMob. Jedes Feedback über Mail hat mich über Wasser gehalten. Jede Diskussion auf Facebook hat mir Spaß gemacht – vor allem am Anfang als wir noch ne kleine Truppe waren. Ich habe auf mehreren Ebenen viel gelernt, wofür ich ziemlich dankbar bin. Ich werde mich mein Leben lang liebend gerne an dieses Projekt zurückerinnern, egal wie Viel ich ab hier noch beisteuern werde.
Am meisten hab ich natürlich Stefan zu danken, da wir echt ne geile Zeit zusammen hatten! Aber das mach ich lieber persönlich.

Danke Euch & One Love,
°°°Alex